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Läufer-Geschichten (2): Vom Reich der Mitte
18.09.2005
Ich bin zum Laufen gekommen, wie wahrscheinlich 90% aller Freizeitläufer. Man guckt sich die neuesten Familiefotos an und stellt nüchtern fest: Ich sehe aus wie unsere Oma. Klar, die Oma sah immer aus wie Oma. Die war ganz lieb und hatte kein Alter. War auch nicht notwendig. Ich wollte mit 47 Jahren trotzdem nicht aussehen wie unsere Oma. Also: Weniger essen!
Das konnte ich eigentlich nicht verstehen, denn im Gegensatz zu den 90% aller oben genannten Laufanfänger lebe ich in einem Land, wo man vom Essen gar nicht dick werden kann!! Dachte ich. Irrtum. Man kann. Und zwar heftig, wie wiederum 90% aller hier lebenden Deutschen beweisen. Doch, was nun? Siehe oben: Laufen! Einfach so, ohne Anleitung, ohne Pulsuhr, ohne schicke Schuhe - überzeugt und erhobenen Hauptes. 20 Minuten, 30, 40 und so weiter. Früh um 6 Uhr im Park gemeinsam und glücklich mit einer Millionen Schwertschwingender Chinesen (Das ist das Land wo sogar Deutsche dick werden können). Im Heimaturlaub die Buchhandlungen durchforstet und Strunz gefunden. Es werde alles gut! Und alles wurde gut.
Die Kilos waren weg. Ich sah aus wie meine Tochter, Nadja.
Na, das war doch was. Nun musste ein neues Ziel her.
Der erste organisierte Lauf in Peking. 10 Km Gedenkmarsch - für wen auch immer.
Nicht viel, der „Lange Marsch“ der Chinesen unter Mao in den 30er Jahren ging schließlich über 12.500 km.
Aber immerhin. Ankommen war wichtig und das Hochgefühl, etwas Tolles nur für sich gemacht zu haben. „Couch“ Gottfried war stolz und das Bier hat geschmeckt.
Nun was Richtiges: Beijing Marathon 2003. Das klang gut. Irgendwie historisch.
Halbe Strecke erst mal. Aber immerhin. Training im Dunst und Abgas. Egal. Atmen muss man so oder so. Vielleicht härtet das ja auch ab und man wird resistent, gegen was auch immer. Es gibt so Theorien, an die muss man glauben, dann klappt das auch. Ziel erreicht. Zeit lausig. Darf man gar nicht laut sagen. Will ja auch keiner wissen. Aber dafür deutsche übergewichtige Kunden überzeugt, 5 Kilometer mitzulaufen. Vielleicht ist das ja eine neue Geschäftsidee?
„Geschäftsleute-Laufbegleit-Service-in-China“.
Sollte ich mir schützen lassen. Immerhin hat mich „Die Sicherheit“ schon mal gefragt, wo ich so laufe, weil Herr Fischer zu Besuch war. Nur hat ihm meine Strecke wahrscheinlich nicht so gefallen. Jedenfalls ist er nicht gelaufen. Na ja ... egal. Hat er halt was Nettes verpasst.
Ja und nun also der Höhepunkt:
Berlin!
Meine Heimat!
Meine Lieblingsstadt!
Die schönste Stadt in der ganzen großen weiten Welt!
Das schöne Wagnis und die Freude eines ganzen Jahres Vorbereitung in der Ferne auf diesen einen Tag: Der 25.September 2005 in Berlin.
Antje Passarge
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