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Ingrid Remke im Ziel des 30. real,- BERLIN-MARATHON 2003

Durch das Laufen neuen Lebensmut

26.11.2003

Wir veröffentlichten am 9. September 2003 einen Bericht über Ingrid Remke, Marathonläuferin und Teilnehmerin des 29. real,- BERLIN-MARATHON am 29. September 2002. Vierzehn Tage später wurde sie damals das Opfer des Bombenanschlags von Bali - und überlebte mit schweren Verletzungen glücklicherweise. Sie rief die "Lauffamilie" zu Spenden für Balinesische und Indonesische Bombenopfer auf. Sie schrieb über ihre erschütternde Leidensgeschichte und wie Sie beispielhaft ihren Überlebenskampf gewann - und durch das Laufen neuen Lebensmut fand. Ihr großes Ziel war nach ihrem Überlebenskampf auch am 30. real,- BERLIN-MARATHON teilzunehmen - das hat sie eindrucksvoll geschafft. Wir gratulieren Ihr zu dieser großartigen Leistung und hoffen, daß das Laufen ihren Lebensmut weiterhin stärkt und motiviert.
Horst Milde

Eineinhalb Wochen vor dem BERLIN-marathon, am Donnerstag, den 19.09.03 lief ich die letzten 20 km in einer Zeit von 1:56:00h locker durch und war zuversichtlich, daß ich trotz Unfall und der damit verbundenen Schwierigkeiten im Ziel ankommen werde. Ein kleines ehrgeiziges Teufelchen meldete sich außerdem immer mal wieder, ob es nicht möglich sei, die persönliche Bestzeit von 4:03:26h zu unterbieten und der gesamten Geschichte einen sensationellen Stempel aufzudrücken. Jede(r) Läufer(in) spielt mit solchen Gedanken, Wünschen und Träumen, so natürlich auch ich, obwohl mir klar war, daß ich mit einem so hoch gesteckten Ziel den gesamten Marathonlauf gefährden kann.

Aber es kam ja alles ganz anders... ich wurde krank. Die berühmte Marathongrippe überfiel mich, wie jedes Jahr, nur hatte ich es vergessen, war zu beschäftigt, konnte auch nicht mit meiner Energie haushalten, weil es vorher noch so viele Dinge zu erledigen gab, da ich diese Spendenaktion ins Leben gerufen hatte, diverse Interviews gab, meine Reise zur therapeutischen Aufarbeitung nach Bali vorbereitete, und gleichzeitig noch trainieren sollte.

Ich versuchte mich zu schonen, aß ganz brav alle Medikamente und Vitamine, inhalierte Pinimenthol und ließ mich am Donnerstag vorm Marathon auf der Messe nocheinmal von Herrn Dr. Willi Heepe untersuchen, der nach einem positiven Bluttest sein Okay zum Lauf gab.

Der Sonntagmorgen war schneller da, als ich es erwartet hatte, ich war aufgeregt und nervös, weil ich den Kleiderwagen mit meiner Startnummer nicht fand, die Wege anders waren als letztes Jahr, ich keine Zeit hatte, die neue Marathonstrecke vorher abzufahren, sprich, ich fühlte mich unvorbereiteter als jemals zuvor.

Die Aufregung am Start, der Startschuß der fiel und die 10 Minuten, die dennoch vergingen, bis ich endlich loslaufen konnte, all das zusammen war fast zuviel. Aber einmal losgelaufen, gab es kein Halten mehr: Meine Mitläuferin hatte alle Nerven aufzubringen, um mich die ersten 21km im Zaum zu halten, weil das Teufelchen sich wieder meldete und ich viel zu schnell loslief. Vielleicht schaff ich’s ja doch.

Nachdem wir aber die Halbmarathonstrecke durchlaufen waren, war klar, daß mit 2:16:00h auf der Uhr keine Zeit unter vier Stunden erreicht werden kann und ich konnte mich endlich ganz in Ruhe und mit Freude auf das Laufen konzentrieren. Ich winkte den Zuschauern zurück, nahm die Glückwünsche und anspornenden Rufe entgegen und war mir sicher, mit all meiner Energie schaffe ich es bis zur Ziellinie.

Am Ku’damm wurde es heiß, was für mich doppelte Anstrengung bedeutete, weil meine verbrannte transplantierte Haut nicht schwitzen kann und mein Körper viel arbeiten mußte, um den Wärmehaushalt zu regulieren. Eine Blase meldete sich unter meinem linken Ballen, der Socken war verrutscht und das Anhalten zum Trinken und wieder Loslaufen wurde immer anstrengender. Der Potsdamer Platz näherte sich und es tat gut zu wissen, es sind nur noch 5km.

Drei Kilometer vor dem Ziel fing ich an darüber nachzudenken, was ich da eigentlich gerade tue, was ich hinter mir hab, wie es kam, daß ich wirklich wieder durch die Straßen Berlins lief, angefeuert von einem wieder einmal zuverlässigem Publikum, und ich merkte, daß es mir den Hals zuschnürte und ich keine Luft mehr bekam, mit den Tränen kämpfte, weil ich es plötzlich selbst so unglaublich fand. Ich konzentrierte mich darauf, an etwas ganz Banales zu denken: Auf meinen Atem, auf den Klang meiner Schritte, ich spürte meine Schmerzen und dachte daran, daß es gleich vorbei ist.

Wir bogen auf die Zielgerade ein und ich hatte wirklich schwer damit zu kämpfen, nicht zu weinen. Daß ich immer noch lief, spürte ich gar nicht mehr. Das Brandenburger Tor war zu sehen, meine Familie jubelte mir zu und ich wußte: Ich hab’s geschafft. Ich habe es wirklich gemacht; ich bin den Marathon gelaufen. Am Ziel angekommen liefen die Tränen, meine Mitläuferin lag mir in den Armen und ich glaube es war der bedeutenste und bewegenste Marathon, den ich je gelaufen bin.

Ich hoffe damit ein Ansporn zu sein, für alle diejenigen, die ähnlich Schreckliches erlebt haben und mit den Gedanken spielen, sich aufzugeben oder gehen zu lassen. Es lohnt sich und laufen macht immernoch den Kopf frei!

Für alle diejenigen, die gespendet haben, ein ganz großes Dankeschön. Das Geld wird diese Woche an den International Medical Corps überwiesen, eine nicht-profit-orientierte Hilfsorganisation, die ich auf meiner Reise nach Bali als die Hilfsorganisation ausfindig gemacht habe, die wirklich vor Ort für die Opfer arbeitet. Sei es nun direkte Opfer, freiwillige Helfer, Witwen, Waisenkinder, traumatisierte Augenzeugen. Ingrid Remke

Spendenkonto:
Kontonummer: 35 40 10 60 56 - Bankleitzahl: 100 500 00 - Berliner Sparkasse Verwendungszweck: "Hilfe für Balinesische und Indonesische Bombenopfer


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