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Luminita Zaituc läuft von Krämpfen geplagt zum Sieg und zur Olympianorm

Siegerzeit bei den Männern erstmals unter 2:10 Stunden: Boaz Kimaiyo läuft mit 2:09:33 Streckenrekord – Nur 7000 Finisher bei erstmals wieder besseren Bedingungen in Frankfurt

27.10.2003

“Das ist ein guter Tag für den Frankfurter Sport“, resümierte Sportbürgermeister Achim Vandreike als Veranstalter des Eurocity Marathon Messe Frankfurt. “Auf eine Siegerzeit von unter 2:10 Stunden mussten wir lange warten. Und diese Marke ist heute gleich zweimal unterboten worden!“ Dieses Lob ging natürlich in erster Linie an die Adresse von Boaz Kimaiyo, der bei deutlich besseren Bedingungen als in den vergangenen Jahren die Chance nutzte, als erster Läufer in der 22jährigen Geschichte des Frankfurter Stadtmarathons unter der begehrten 2:10 Stunden-Grenze am Main zu bleiben. Allerdings hatte der 28 Jahre alte Kenianer bis zur Ziellinie in der Frankfurter Festhalle um seinen Sieg letztlich bangen müssen, da der Russe Leonid Shvetsov ihm bis auf fünf Sekunden nahe kam. Mit 32.500 Euro wurde der neue Streckenrekordler für seine Energieleistung ordentlich belohnt, für den mächtig aufkommenden Russen gab es noch 22.500 Euro. Eine derart bange Schlussphase musste hingegen Luminita Zaituc nicht durchlaufen, denn nach der verletzungsbedingten Absage der Vorjahressiegerin Maria Abel und der als stark eingeschätzten Inga Juodeskiene gab es für die Braunschweigerin keine äquivalente Konkurrenz. Die Europameisterschaftszweite hatte zwar auch in der Schlussphase mit Muskelkrämpfen ihre Probleme, wiederholte aber dennoch mit der deutschen Jahresbestzeit von 2:29:41 Stunden ihren Sieg aus dem Jahr 2001, als sie mit dem gültigen Streckenrekord von 2:26:01 Stunden ein aufsehenserregendes Rennen ablieferte und deutsche Meisterin wurde. Noch dazu blieb sie jetzt in Frankfurt auf Anhieb unter der vom Deutschen Leichtathletik-Verband festgesetzten Olympianorm von 2:30 Stunden.

Zaituc: Gutes Ende nach “schwieriger“ Saison!

“Jetzt wird alles gut“, sagte eine sichtlich entspannte Luminita Zaituc im Athletenhotel Maritim an der Messe. “Ich bin froh, dass alles vorbei ist. Das war doch eine schwierige Saison!“ Nach ihrem vorzeitigen Ausstieg beim Hamburg Marathon im Frühjahr musste die 35jährige gebürtige Rumänin drei Monate pausieren, da sie sich einen Ermüdungsbruch eines Wirbelkörpers zugezogen hatte. Die Absage des WM-Marathons in Paris die zwangsläufige Folge. Ihr Comeback feierte Luminita Zaituc im September mit einem überzeugenden Sieg bei den deutschen 10 km-Straßenlauf-Meisterschaften in Troisdorf, ehe sie wegen Ischiasbeschwerden bei den Halbmarathon-Weltmeisterschaften in Vilamoura erneut aussteigen mußte. “Ich bin zuversichtlich“, sagte sie noch vor dem Rennen, “dass es ein gutes Rennen geben wird. Und vielleicht ein neuer Streckenrekord!“ Doch daraus wurde nichts, wenn gleich sie lange Zeit auf diesem Kurs lag. Bei Halbzeit wurde für sie im Verbund mit ihren Tempomachern Dick van den Broek und James Tanui eine 1:13:08 notiert. Wie schon im Vorjahr krampfte ihre Muskulatur abermals, doch diese Probleme hatte sie diesmal besser im Griff und schaffte zumindest zwei ihrer drei angepeilten Ziele, den Sieg und die Olympianorm. “Jetzt werde ich nach Rumänien gehen und mich ausreichend erholen. Die Fehler des vergangenen Jahres werde ich nicht noch einmal machen!“

Sie ist jedoch die einzige Deutsche, die in Frankfurt eine gute Figur machte. Die hoffnungsvolle Juniorin Nicole Güldemeister musste trotz Schrittmacherdienste von Jirka Arndt als Sechste in 2:50:54 leidvolle Erfahrungen beim Debüt machen. Unmittelbar vor ihr platziert die im Frühjahr schon als DM-Dritte aufgefallene 42jährige Ulrike Hoeltz mit 2:49:15.

Hoffnungen für Sebastian Bürklein erfüllten sich nicht Das leidvolle Auftreten der deutschen Männer fand in Frankfurt eine traurige Fortsetzung. Der mit großen Hoffnungen gestartete Sebastian Bürklein kam zwei Tage nach seinem dreißigsten Geburtstag nach gutem Beginn unter Mithilfe seines Wattenscheider Teamkollegen Alexander Lubina nach 25 km ins Trudeln und war schon nahe an der Aufgabe. “Als ich auf einem Klohäuschen eine Minute verloren hatte, war für mich das Rennen praktisch schon abgeschlossen. Aber aufgeben wollte ich doch nicht!“ Der Wattenscheider war vor zwei Wochen für seinen Clubkollegen Carsten Schütz am Essener Baldeneysee ein idealer Tempomacher auf dessen Weg zur deutschen Jahresbestzeit von 2:14:56 Stunden. “Ich habe mich in Essen derart gut gefühlt, dass ich auch hätte gut durchlaufen können. Ich habe schon darüber nachgedacht, aber das wäre Carsten gegenüber nicht fair gewesen. Klar, ich muss mir den Vorwurf machen, vielleicht eine Chance verpasst zu haben, aber....“. Als Vierzehnter lief er nach 2:18:04 ins Ziel, als Einundzwanzigster durfte sich hingegen der 24jährige Leipziger Volker Fritzsch über 2:22:08 freuen, womit er zugleich schnellster unter 500 Polizisten war, die im Rahmen des Frankfurt-Marathons ihre Meisterschaften austrugen.

An der Spitze des Teilnehmerfeldes hingegen erfüllten sich die Hoffnungen der Frankfurter Organisatoren, endlich eine Endzeit unter der 2:10 Stunden-Marke zu erreichen, auch wenn die Tempomacher nur zu 80 Prozent ihren Job gemacht haben, so die Organisatoren. Während die zunächst angekündigten Simeretu Alemayehu und Simon Bor fehlten, Vorjahressieger Eluid Kering und der als Favorit gehandelte Julius Rutto nicht die Form für ein großes Rennen hatten und zu allem Unglück der als Geheimtip gehandelte Dmitri Kapitonov schon nach drei Kilometern gestürzt war, konzentrierte sich das Rennen nach dem (zu) frühen Ausstieg der sechs Tempomacher auf das Duell der Kenia-Läufer. “Das war ein gnadenloses Ausscheidungsrennen“, fand Manager Walter Abmayr später. “Angesichts des doch empfindlichen Windes war das Renntempo in Richtung 2:08:40 zu schnell!“

Nach 30 km übernahm mehr und mehr Boaz Kimaiyo das Renngeschehen, gefolgt von Benjamin Itok, Paul Kiptanui, Julius Sugut und Eluid Kering, auf Rang sechs mit Leonid Shvetsov der erste weiße Läufer. Je mehr die Kenianer auf der Mainzer Landstraße ihrem forschen Stil Tribut zollen mussten, desto stärker rückte hingegen der Russe ins Blickfeld. Auch er mit Magenproblemen “in den Büschen“, schien jedoch beflügelt von seinem Boxenstopp und wurde zusehends zum einzigen ernsthaften Rivalen für Kimaiyo, dem 28jährige aus dem Läuferzentrum Kapsait im Rift Valley. Dort trainiert er übrigens unter der Leitung seines namhaften Bruders Eric Kimaiyo zusammen mit einer leistungsstarken Gruppe, zu der übrigens auch der in Berlin als “Edelhase“ des Weltrekordlers Paul Tergat nur um eine Sekunde geschlagene Sammy Korir zählt. “In der Endphase wurde ich sehr müde, konnte aber wieder das Tempo anziehen, als mir signalisiert wurde, dass ich einen Verfolger dicht hinter mir hatte“, kommentierte der Kenianer, der auf eine Bestzeit von 2:08:46, die er im Vorjahr in Amsterdam gelaufen war, verweisen kann. Während für Luminita Zaituc ein Start bei den Olympischen Spielen in Athen ein Thema ist, darf sich Kimaiyo allenfalls auf eine verbesserte Offerte bei einem großen Frühjahrsmarathon freuen. “Dort kann ich meine Bestzeit bestätigen. Alles andere wäre unrealistisch, bei uns gibt es so viele starke Läufer!“

Olympiaticket auch für Leonid Shvetsov

Mit 2:09:33 folgte Shvetsov nur fünf Sekunden hinter dem Sieger in die stimmungsvoll gestaltete “Gud Stubb“, der Frankfurter Festhalle, die erstmals als attraktive Ziellinie zur Verfügung stand anstelle des äußerst windanfälligen Zielbereiches im Schatten des Messe-Towers. Der bereits 35jährige Russe verpasste dabei seinen eigenen Landesrekord um lediglich 17 Sekunden und ist nach Aussagen seines Managers Czeslaw Zapala erster Anwärter auf ein Olympiaticket. Ein hoffnungsvolles Debüt startete mit dem Ukrainer Dmitrij Baranowski der frühere U 23-Europameister über 5000 m mit 2:12:47 Stunden.

Erfüllten sich mit dem neuen Streckenrekord von Boaz Kimaiyo und dem Sieg von Luminita Zaituc bei einem geglückten Einbezug der Frankfurter Festhalle in den Ablauf des traditionsreichen Stadtmarathons am Main so ziemlich alle Wünsche des Organisators Jo Schindler, musste Frankfurt hinsichtlich der Teilnehmerzahlen eine merkliche Einbuße hinnehmen. Anstelle der im Vorjahr registrierten 10.247 Anmeldungen gab es heuer lediglich 9.399, ins Ziel liefen gar nur 7.063 ein. Damit rutschte der Herbstklassiker Frankfurt hinter Berlin, Hamburg, Köln und München auf die fünfte Stelle ab.

Wilfried Raatz


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