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Fietz und Renz deutsche Marathonmeister
Hitze zerstörte in Duisburg die Hoffnung auf schnellere Endzeiten
01.06.2003
Die angekündigten Hitzegrade verhießen im Vorfeld nichts Gutes beim 20. Rhein-Ruhr-Marathon mit integrierten deutschen Meisterschaften. Knappe dreißig Grad am Zusammenfluss von Rhein und Ruhr machten es letztlich den knapp 2 300 Startern, darunter 500 Meisterschaftsläufer, erdenklich schwer, die 42,195 km-Distanz mit Anstand zu bewältigen. Im Kampf um die Marathontitel führte diesmal kein Weg an Michael Fietz und Sylvia Renz vorbei, die als eindeutige Favoriten gehandelt praktisch vom Start weg einsam ihre Kreise ziehen mussten. “Das war das härteste, was ich bislang durchgemacht habe!“ gestand der Wattenscheider nach seiner Endzeit von 2:23:17 Stunden ein. “Aber es ist ein tolles Gefühl , weil ich noch nicht zu oft Deutscher Meister geworden bin!“In der Tat, der 36jährige hat es mit seinem Sieg 2001 in Frankfurt erst auf nunmehr zwei Meistertitel gebracht. Ob es allerdings dabei bleiben wird, das muss hinter den Kulissen neu verhandelt werden. Denn Fietz hatte sich erst nach seinem vorzeitigen Aussteiger beim Ruhr-Marathon Mitte Mai für einen Start in Duisburg erwärmen können, immerhin drei Wochen nach dem offiziellen Meldeschluss des DLV.
“Das Risiko war mir zu hoch, mit Michael anzulaufen und dann fürchterlich einzugehen“ rechtfertigte Dirk Nürnberger seine Taktik, die ihm dank einer flotteren zweiten Hälfte letztlich Rang zwei im Zieleinlauf in 2:26:27 einbrachte. Michael Fietz war nach dem Ausstieg seines Tempomachers Karsten Kruck ab km 11 nämlich alleine auf der sprichwörtlich weiten Flur und verlor, wie zu befürchten war, viel Zeit auf dem zweiten Streckenabschnitt, aber hielt tapfer durch bis zum traditionsreichen Wedaustadion, in dem die Leichtathletik wegen des Umbaues zu einer modernen Fußballarena wohl letztmals auf dem Spielplan stand. “Am Schluss bin ich von Wasserdusche zu Wasserdusche gelaufen, auch wenn dies kaum Abkühlung mehr gebracht hat!“ Mit seinem neuen Verein LG Bonn/ Troisdorf kam Nürnberger aber dennoch zum Erfolg, denn die Eickmann-Truppe holte sich den Mannschaftssieg deutlich vor Tusem Essen und Grün-Weiss Kassel, dem Team des früheren Marathon-Bundestrainers Winfried Aufenanger.
Abkühlung verdiente sich auch Altmeister Herbert Steffny, der in einer der kleinen Verfolgergruppen meisterhaft Regie führte und sich mit Jürgen Theofel und Uli Wolf die Seniorentitel der Kategorien M 40 bis M 50 teilen durfte. Der inzwischen 50jährige frühere EM-Dritte möchte in seiner Mastersklasse noch einmal auf Rekordjagd gehen. So plant der längst erfolgreiche Buchautor und Marathon-Animateur im Herbst auf dem schnellen Berliner Kurs beim 30. real,- BERLIN-MARATHON eine Zeit unter 2:28 Stunden.
Der Gewinn des ersten Meistertitels ließ bei Sylvia Renz hingegen keine Freude aufkommen. “Ich schäme mich, mit 2:42:00 Deutsche Meisterin geworden zu sein! Ich wollte eigentlich zeigen, dass es noch weitere Läuferinnen gibt, die in Deutschland schnell laufen können“. Doch aus der angestrebten WM-Norm wurde ebenso wenig wie aus der persönlichen Bestzeit, die seit ihrem Frühjahrsstart in Hamburg auf 2:35:39 steht. Seitenstiche und Magenkrämpfe hatten die Berlinerin mürbe gemacht. “Seit meinem Trainingsaufenthalt in Australien habe ich Probleme mit meiner Darmflora. Seit einigen Wochen bin ich bei Dr. Willy Heepe in Berlin in Behandlung, ich hoffe, dass er mir helfen kann!“ Trotz einer sieben Minuten langsameren zweiten Hälfte hatte Sylvia Renz im Ziel des ausgedünnten Frauenfeldes zwölf Minuten Vorsprung vor gleich drei der W 40 (!) angehörenden Verfolgerinnen.
Wie hart der Marathonsektor derzeit umkämpft ist, das mussten die Verantwortlichen des Rhein-Ruhr-Marathons gerade bei der zwanzigsten Auflage erfahren. Mit der Integrierung eines Halbmarathons, der Inline-Halbmarathon-Europameisterschaft der Senioren und den am Vortage durchgeführten Mini-Marathonläufen gab es letztlich versöhnliche 5 512 Anmeldungen, wenngleich die 2 515 Marathoninteressierten weitaus im Schatten der bereits 1987 aufgestellten Rekordmarke von 3 808 stehen. “Uns fehlen die regionalen Läufer, die in diesem Jahr entweder beim Rhein-Marathon in Düsseldorf oder beim Ruhr-Marathon von Bochum nach Dortmund gestartet sind. Das konnten letztlich nicht die Deutschen Meisterschaften kompensieren“, gestand der Sportliche Leiter Bernd Düngen ein. Allerdings werden die Duisburger Macher das aktuelle Konzept auch überdenken müssen, denn die Marathonspitze verhedderte sich im Pulk der 30 Minuten später gestarteten Halbmarathonläufer. “Bei den Verpflegungstischen hattest du am Ende keine Chance mehr, eine Trinkflasche zu greifen“ monierte Herbert Steffny und goss sich gleich eine Wanne Wasser über den erhitzten Körper im großzügig angelegten Versorgungsbereich im Ziel.
Wilfried Raatz
Deutsche Marathon-Meisterschaften/ 20. Rhein-Ruhr-Marathon (1. 6.):
Ergebnisse: Männer: 1. Michael Fietz (TV Wattenscheid) 2:23:17, 2. Dirk Nürnberger (LG Bonn/ Troisdorf) 2:26:27, 3. Peter Kapitza (LG badenova Nordschwarzwald) 2:28:48, 4. Merkel (PSV GW Kassel) 2:29:53, 5. Bartholome (TSV Kirchdorf) 2:30:52, 6. Ahrenberg (Tusem Essen) 2:31:11, 7. Austin-Kerl (LG Göttingen) 2:32:21, 8. Friedrich (Chemnitzer PSV) 2:33:53, 9. Flade (Chemnitzer LV Megware) 2:34:29, 10. Jöhring (Tusem Essen) 2:34:43, 11. Theofel (FV Wallau) 2:35:58, 12. Portner (LG Bonn/ Troisdorf) 2:36:11, 13. Achten (DJK Armada Würselen) 2:36:28, 14. Schedler (LTF Marpingen) 2:36:39, 15. Wolf (TV Wetter) 2:36:45, 16. Steffny (SV Kirchzarten) 2:37:20, 17. Jahnke (PSV GW Kassel) 2:39:19, 18. Dienert (Viersener TV) 2:39:57, 19. Dittrich (PSV GW Kassel) 2:40:00, 20. Hollain (LG Bonn/ Troisdorf) 2:40:13. Mannschaften : 1. LG Bonn/ Troisdorf (Nürnberger, Portner, Hollain) 7:42:51, 2. Tusem Essen (Ahrenberg, Jöhring, Losch) 7:47:24, 3. PSV GW Kassel (Merkel, Jahnke, Dittrich) 7:49:12, 4. DJK Armada Würselen 8:06:25, 5. SC DHfK Leipzig 8:14:09, 6. TAV Tübingen 8:26:36, 7. SpVgg Groß Bülten 8:34:33, 8. TuS Eintracht Bielefeld 8:44:02, 9. LG Geroldseck Lahr 8:51:54, 10. LAC Veltins Hochsauerland 8:52:25.
Frauen : 1. Sylvia Renz (OSC Berlin) 2:42:00, 2. Katharina Kaufmann (LG Domspitzmilch Regensburg) 2:53:56, 3. Ulrike Hoeltz (LSG Karlsruhe) 2:55:16, 4. Schöffmann (LG Domspitzmilch Regensburg) 2:56:26, 5. Carlsohn (LG Nike Berlin) 2:59:18, 6. Gertsch (LG badenova Nordschwarzwald) 3:03:09, 7. Leptihn (LG Domspitzmilch Regensburg) 3:03:10, 8. Berkmiller (beide LG Domspitzmilch Regensburg) 3:07:33, 9. Hoffmann (LG Sieg) 3:07:47, 10. Spallek (LG Wilhelmshaven) 3:08:17, 11. Heinold (TSG Wiesloch) 3:08:42, 12. Hildebrand (SSC Hanau-Rodenbach) 3:09:59. Mannschaften: 1. LG Domspitzmilch Regensburg (Kaufmann, Schöffmann, Leptihn) 8:53:32, 2. ASV Duisburg (Möller, Gaspercic, Schäfer) 9:44:30, 3. LSF Münster 10:01:10.
Senioren: M 40 : 1. Wolf 2 :36 :45, 2. Müller (SC DHfK Leipzig) 2:40:53, 3. Kirschey (BBC Koblenz-Horchheim) 2:43:10. M 45: 1. Theofel 2:35:58, 2. Minnich (SpVgg Groß Bülten) 2:44:57, 3. Knisel (LAV Tübingen) 2:46:05. M 50: 1. Steffny 2:37:20, Henninger (LG Geroldseck Lahr) 2:41:00, 3. Branse (SV Rheinland Westum) 2:41:26. M 55: 1. Fernholz (LAV Oberhausen) 2:50:14, 2. Augustin (LG Bielefeld) 2:51:46, 3. Ries (TG Biberach) 2:53:54. M 60: 1. Günter (LG Kreis Dachau) 3:06:02. M 65: 1. Günther (TSV Burgdorf) 3:03:06. M 70: 1. Bittmann (LG Esslingen) 3:36:02. M 75: 1. Storz (TV Mülheim) 4:01:02.
Seniorinnen: W 35: 1. Berkmiller 3:07:33, Spallek 3:08:17, 3. Gaspercic (ASV Duisburg) 3:14:50. W 40: 1. Kaufmann 2:53:56, 2. Hoeltz 2:55:16, 3. Schöffmann 2:56:26. W 45: 1. Fischer (ATS Cuxhaven) 3:11:09, 2. Rosen (LG Eifel-Runners) 3:19:15, 3. Hirth (LC Waldachtal) 3:23:04. W 50: 1. Ziegler (LSF Münster) 3:16:10. W 55: 1. Suwelack (LSF Münster) 4:02:16. W 60: 1. Mandel (LT Bittermark Dortmund) 3:57:04. W 65: 1. Heidemann (Pulheimer SC) 4:43:23.
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