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Julio Rey gewinnt in Hamburg im Alleingang 2:07:27
Spanischer Sieger verpaßt um fünf Sekunden Landesrekord – Enttäuschung bei deutschen Mitfavoriten: Luminita Zaituc und Claudia Dreher geben auf
27.04.2003
Von Wilfried RaatzBeim 18. Olympus Hamburg-Marathon bewahrheitete sich einmal mehr die alte Läuferweisheit, nach der alleine Sieger recht haben. Während der Spanier Julio Rey bei seinem weltklassereifen Alleingang durch Hamburg viele der vermeindlichen Mitfavoriten zu einer (zu) schnellen Gangart mitzog - und letztlich allesamt zermürbte, zeigte die Kenianerin Helen Kimutai bei den Frauen den größten Ermüdungswiderstand und gewann in 2:25:53 und einem letztlich überzeugenden Zwei-Minuten-Vorsprung vor der kleinen Äthiopierin Shitave Gemechu und der slowenischen Cross-Europameisterin Helena Javornik, während die auf eine 2:20er Endzeit programmierte Marleen Renders (Belgien) mit einer wenig standesgemäßen 2:28:31 als Vierte enttäuschte.
Die mit großen Ambitionen gestartete EM-Zweite Luminita Zaituc ging ebenso vorzeitig aus dem Rennen wie auch Claudia Dreher, so dass Bundestrainer Wolfgang Heinig an diesem stürmischen Aprilsonntag um eine Enttäuschung reicher wurde. Wohl selten lag aber insgesamt die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit auf dem schnellen Asphalt zwischen der Reeperbahn, den Landungsbrücken, der Außenalster und dem Start- und Zielbereich am Messegelände derart auseinander wie heuer. Starke Windböen und heftige Regenfälle in der Nacht sollten genug Fingerzeig sein auf einen eher ungemütlichen Rennmorgen, denn auf zumeist trocknem Straßenbelag zerstörte zumindest der Gegenwind im Schlussteil der großen Schleife durch Hamburg das Zeitfenster so mancher Spitzenläufer.
Der bereits vor zwei Jahren siegreiche Spanier legte vom Start weg ein Höllentempo vor, so dass sich bereits nach sieben Kilometern der erste der drei eigens für ihn engagierten Tempomacher an den Straßenrand verabschiedete. Seinen letzten Begleiter verlor Rey übrigens bereits nach der Halbmarathon-Durchgangszeit von 1:03:41. Völlig auf sich alleine gestellt lief der EM-Dritte eine nicht minder flotte zweite Hälfte, die gerade einmal fünf (!) Sekunden langsamer war. Weder Olympiasieger Gezahegne Abera in London noch William Kiplagat in Rotterdam waren bei den Frühjahrshiglights schneller, alleine der in Paris siegreiche Mike Rotich sorgte für eine schnellere Siegerzeit als der Spanier. Auf europäischem Terrain war alleine der Franzose Benoît Zwierzchlewski als Paris-Marathonzweiter schneller als der Spanier, der mit 2:07:27 Minuten den von ihm selbst 2001 aufgestellten Streckenrekord um 19 Sekunden steigerte und damit eine Erfolgsprämie von 50.000 Euro einstreichen durfte. Misslich alleine, dass der 31jährige den Landesrekord von Fabian Roncero um läppische fünf Sekunden verpasste. “Vom Tempo her ist alles so gelaufen wie geplant. Allerdings musste ich zu lange alleine laufen, im Zweikampf mit anderen Läufern hätte ich heute Europarekord laufen können“, unterstreicht Julio Rey seine hohen Ambitionen.
Aus der Phalanx der leistungsstarken Verfolgergruppe kam hingegen keiner der Nächstplatzierten in den Zeitbonus-Genuss, denn die schnelle Gangart an der Spitze zermürbte alle Rey-Verfolger derart, dass letztlich der Spanier viereinhalb Minuten Vorsprung auf den früheren Frankfurt-Sieger Henry Cherono und dessen dichtauf folgenden Teamkollegen Barnabas Rutto aus dem Rennstall des italienischen Managers Gabriele Rosa hatte. Der 2:08-Läufer Vanderlei Lima und Leonid Shvetsov folgten auf den Rängen vier und fünf, während der lange Zeit blendend mithaltende dreifache Berglauf-Weltmeister Jonathan Wyatt als Siebter sogar noch Hausrekord mit 2:13:00 lief.
Und die Deutschen? Marathonmeister Martin Beckmann war nach forschem Auftakt (1:06:37) in der zweiten Streckenhälfte gegen den Wind völlig auf sich alleine gestellt nicht mehr in der Lage, das Tempo hoch zu halten. Als Einlaufzehnter verpasste er zu allem Pech noch die WM-B-Norm von 2:14:50 um fünfundzwanzig Sekunden.
Bei den Frauen nützte der Cross-Europameisterin Helena Javornik eine starke zweite Hälfte nichts mehr, denn der Rückstand auf die mit der Belgierin Marleen Renders enteilten Helen Kimutai und Shitave Gemechu war einfach zu groß für die Slowenin, um mehr als noch Rang drei erreichen zu können. “Ich habe einen schweren Fehler gemacht“ gestand die sie enttäuscht im Ziel ein, “Ich hätte das Tempo mit Renders und den beiden Afrikanern mitgehen müssen und mich nicht an Zaituc orientieren dürfen!“ Noch größer allerdings stand die Enttäuschung im Gesicht des Bundestrainers Wolfgang Heinig geschrieben, denn der erhoffte schnelle Leistungsnachweis blieb sowohl bei Luminita Zaituc als auch bei Claudia Dreher aus. Während die EM-Zweite schon nach 14 Kilometern wegen anhaltender Rückenprobleme ins Begleitfahrzeug gestiegen war, konnte Claudia Dreher zumindest noch bis zur Streckenhälfte (1:13:45) hoffen, doch wenig später ging auch sie aus dem Rennen. “Bei acht Kilometern habe ich bereits feste Beine gehabt. Wenn man über Wochen gut trainiert hat, dann dürfen 34:30 jedenfalls nicht zu schnell sein!“ Dennoch sieht Heinig nach dem Debakel in Hamburg noch immer die Chance für einen Start einer deutschen Frauenmannschaft bei der WM im August, denn die derzeit noch verletzten Sonja Oberen und Ulrike Maisch stehen für einen Paris-Start in der Warteschleife.
Mit dem Kursrekord durch Julio Rey hatten die Veranstalter um HLV-Chef Erwin Rixen und Veranstaltungsmanager Wolfram Götz zumindest einen Glanzpunkt in der Abschlussbilanz, während die aus dem zugelassenen Startkontingent von 21 551 Läufern tatsächlich nur startenden 16 300 ein herber Rückschlag für die Hamburger bedeuteten. “Uns sind die Qualitätsstandards wichtiger als auf Krampf 5000 Läufer mehr ins Rennen zu schicken“ verteidigte Wolfram Götz die eingeschlagene Linie. Für viele der Nichtstarter gibt es allerdings die “Geld-zurück-Garantie“, die in Hamburg als Novum mit der Anmeldung als eine Zusatzversicherung angesichts des frühen Meldeschlusses abgeschlossen werden konnte. Auch wenn der angestrebte Streckenrekord bei den Frauen klar verpasst wurde, überzeugte der Olympus Marathon zumindest in der Leistungsdichte, denn gleich sechs Läuferinnen finishten unter 2:30 Stunden.
18. Olympus Hamburg-Marathon (27.4.):
Männer: 1. Rey (Esp) 2:07:27, 2. Cherono 2:11:55, 3. B. Rutto (beide Ken) 2:11:59, 4. Lima (Bra) 2:12:16, 5. Shvetsov (rus) 2:12:43, 6. I. Kiprono (Ken) 2:12:54, 7. Wyatt (Nzl) 2:13:00, 8. Kejzar (Slo) 2:13:26, 9. Polias (Gre) 2:14:14, 10. Beckmann (LG Leinfelden-Echterdingen) 2:15:15, 11. Sly (Aus) 2:15:18, 12. Chimukoko (Zim) 2:15:29, 13. Cordeiro (Por) 2:16:06, 14. de la Fuerte (Esp) 2:18:03, 15. Valente (Por) 2:18:58, 16. Pirksaar (Est) 2:19:38, 17. J. Andersen (Den) 2:21:40, 18. Benecke (TSG Bergedorf) 2:22:05, 19. Achmüller (Ita) 2:24:42, 20. Strotmann (LG Braunschweig) 2:25:18, 21. Troldbora (Den) 2:25:21, 22. H. Andersen (Den) 2:25:55, 23. Friari (Fin) 2:26:24, 24. Eroiväri (Fin) 2:27:52, 25. Farsöht (Den) 2:27:54, 26. Vanhaecke (Ned) 2:28:31, 27. Saelmans (Ned) 2:28:31, 29. Bastos (Bra) 2:29:59, 30. Ribera (Esp) 2:30:39, 31. Diettrich (LG Braunschweig) 2:31:11, 32. Klein (LAZ Zweibrücken) 2:31:55, 33. Ahola (Fin) 2:32:20, 34. Kiefer (Spiridon Frankfurt) 2:33:17, 35. Östring (Swe) 2:33:23, 36. Krage (Bremer LT) 2:33:33, 37. Orthmann (Tri Team Neumünster) 2:33:42, 38. Sturm (LG Hammer Park Hamburg) 2:34:05, 39. Zsigovics (Hun) 2:34:23, 40. Pacheco (Por) 2:34:47, 41. Hooß (LTF Marpingen) 2:34:54, 42. Stübinger (Asics-Team) 2:35:08, 43. Schweitzer (LG Odenwald) 2:35:38, 44. Winkler (SV LT Lausitz) 2:35:43, 45. Torgersen (Nor) 26:05, 47. Schiltz (TSV Goddelau) 2:36:16, 48. Wodniok (Spiridon Frankfurt) 2:36:37, 49. Hobmaier (PTSV Rosenheim) 2:36:46, 50. Uhlig (TG Werste) 2:36:47.
Frauen: 1. Kimutai (Ken) 2:25:53, 2. Gemechu (Eth) 2:27:46, 3. Javornik (Slo) 2:28:13, 4. Renders (Bel) 2:28:31, 5. Paradowska (Pol) 2:29:17, 6. Narlock (Bra) 2:29:59, 7. Chirita Rodica (Rom) 2:32:55, 8. Silva (Por) 2:32:57, 9. Jensen (Den) 2:33:36, 10. Renz (OSC Berlin) 2:35:39, 11. Dällenbach (Sui) 2:41:15, 12. Aktas (Tur) 2:43:25, 13. Matheis (TSG Eisenberg) 2:51:49, 14. Wolters (LG Hammer Park Hamburg) 2:53:17, 15. Saanum (Nor) 2:56:35, 16. Martens (TV Waldstraße Wiesbaden) 2:56:49, 17. Von der Fecht (LG Wedel Pinneberg) 2:58:09, 18. Rölli (SV Birkenhard) 2:58:25, 19. Braun (Pflugsmühle) 2:58:38, 20. Christensen (Den) 2:59:59, 21. Baum (Spiridon Frankfurt) 3:00:02, 22. Pille-Steppat (LG HNF Hamburg) 3:00:24, 23. Vinkel (Den) 3:00:38, 24. Tross (Est) 3:01:07, 25. Woratzki (RSA/ LSV Wolfenbüttel) 3:01:14, 26. Schult (LAV Hamburg-Nord) 3:01:48, 27. Nielsen (Den) 3:03:44, 28. Vrga (ASC Darmstadt) 3:04:02, 29. Plöttner (TV Waldstraße Wiesbaden) 3:04:56, 30. Jacobs (USA/ TSV Dresden) 3:05:26, 31. Peter (SV Großhansdorf) 3:06:05, 32. Hinniger-Schilling (TSV Winsen) 3:06:16, 33. Schönherr-Hölscher (PSV Tri Witten) 3:07:03, 34. Büchele (LG Passau) 3:07:14, 35. Dröghoff (Frankfurt) 3:07:24, 36. Schippmann (VfL Oldesloe) 3:07:36, 37. Rabe (TSV Oberhaching) 3:08:53, 38. Hering (Sisu Berlin) 3:09:02, 39. Forster (Berlin) 3:09:11, 40. Sauer (TSV Witzhelden) 3:09:53, 41. Knudsen (Den) 3:11:09, 42. Jones (TSV Pfungstadt) 3:12:13, 43. Nentwig (FA Blankenese) 3:12:16, 44. Eichert (TV Frankenstein) 3:12:16, 45. Wernicke (LG Neumünster) 3:12:20, 46. Hansen (Den) 3:12:38, 47. Röhrich (SV Germ. Helmstedt) 3:12:55, 48. Berenfeld (LT DSHS Köln) 3:12:56, 49. Horst (LSF Münster) 3:13:14, 50. Jungfer (TV Erlangen) 3:13:47.
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