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Festival der Braunschweiger im Frankenland
Deutsche Straßenmeisterschaften in Burghaslach im Zeichen der neuen Laufhochburg – Carsten Eich und Luminita Zaituc Halbmarathonmeister
23.03.2003
Wo stehen sie, die deutschen Langstreckler der Abteilung Straße? Bringen wir es auf den Punkt: Die nationalen Titelkämpfe über die Halbmarathondistanz im fränkischen Burghaslach konnten darüber keinen Aufschluss geben. Angesichts der Streckenführung und der vorherrschenden Bedingungen ist eine realistische Analyse über den tatsächlichen Leistungsstand der zuletzt vielgescholtenen Sparte der olympischen Kernsportart objektiv nicht gegeben. Eine windanfällige, wellige knapp 10 km lange Schleife “in das Niemandsland“ war keineswegs der Motivationsschub für die Eich, Zaituc, Maisch und Co. zum Auftakt der Frühjahrssaison. Die kommenden Straßenrennen auf Flachdistanzen und vor allem gegen internationale Konkurrenz werden sicherlich eher zum Gradmesser für das aktuelle Leistungsvermögen herangezogen. Die nüchternen Siegerzeiten der überzeugend durchstartenden Carsten Eich mit 1:04:24 bzw. von Luminita Zaituc mit 1:14:08 Stunden sind freilich international keinen Pfifferling wert, die Abstände der Verfolger keineswegs angetan, auf eine sich möglicherweise ankündigende Trendwende zu verweisen. Denn alleine einmal mehr den Stab über die deutsche Langstreckenzunft zu brechen, wäre schlichtweg unfair angesichts der redlichen Bemühungen der Athleten.“Das ist ein Neuanfang“ freute sich Carsten Eich im Ziel auf dem Kirchplatz in Burghaslach. Der im Vorjahr von Fürth nach Braunschweig gewechselte Leipziger muss zwangsläufig genügsam werden, schließlich war er nach den Querelen um seinen EM-Start aus jeglicher Kaderförderung ausgeschlossen worden, zudem hatte er beim Berlin-Marathon im Herbst aufgegeben. “Wir haben ein Zwei-Jahres-Konzept“, verrät Carsten Eich seine Zukunftspläne, die er zusammen mit seinem Trainer Axel Krippschock umsetzen möchte. “Ein Marathonlauf wird erst für den Herbst angestrebt!“ Im Vordergrund wird die Wiedererlangung der Lauffreude stehen, die ihm aus naheliegenden Gründen zwischenzeitlich gänzlich abhanden gekommen war. “Wenn dieses Konzept vom DLV nicht akzeptiert wird, dann tut es mir leid. Wir werden dieses Ding dann alleine umsetzen!“ ergänzt Krippschock, der mit seinem Schützling bereits im Herbst mit einem schnellen Marathonresultat den Weg in Richtung Olympiastart ebnen möchte. Einen kleinen (Motivations-)Schritt dazu setzte Carsten Eich in der kleinen Steigerwaldgemeinde mit dem sechsten Halbmarathon-Titel. “Bei diesem Gegenwind wollte ich natürlich nicht auf Zeit laufen, das wäre zudem auch nach einer sechsmonatigen Wettkampfpause nicht sinnvoll gewesen!“
Der “Lange“ bestimmte vom Start weg das Tempo, ohne aber Druck zu machen. An seiner Seite wirkte vor allem sein neuer Clubkollege und Halbmarathondebütant Oliver Dietz besonders tatenfroh. Während in der gegenwindträchtigen Schlussphase Martin Beckmann und Sebastian Bürklein ihre “Marathonhärte“ ausspielten, fiel der aus dem nahen Gerbrunn stammende Dietz doch merklich zurück. Als Fünfter sicherte er aber der LG Braunschweig im Verbund mit Mario Burger mit 23 Sekunden Vorsprung die Meisterschaft vor dem TV Wattenscheid, bei dem vor allem Michael Fietz als 23. stark enttäuschte. Zu einer festen Größe der Straßenlaufszene scheint Martin Beckmann heranzureifen, denn der Überraschungs-Marathonmeister von Berlin holte sich noch vor Sebastian Bürklein (“Bei mir hat das Zahnmedizin-Examen derzeit noch erste Priorität“) die Vizemeisterschaft. Keine Rolle spielten hingegen im Kampf um die Medaillen Michael Wolf und Jirka Arndt.
Verhaltene Freude bei Luminita Zaituc, die sehr zum Missfallen von Bundestrainer Wolfgang Heinig zwei Wochen vor der European 10 000 m-Challenge an der Halbmarathon-Startlinie in Burghaslach stand. “Die Zeit spielt doch heute keine Rolle. Es ging doch nur darum, die Titel nach Braunschweig zu holen. Das bin ich meinem Verein schuldig!“ Die EM-Zweite lief zwar nicht “volle Kanne“ (wie sie ihr Engagement leger umschrieb), musste aber dennoch einiges tun, um die stark wirkende Titelverteidigerin Ulrike Maisch abzuwehren, die trotz Nasenbluten mit 1:14:30 Stunden sogar noch Hausrekord lief. Für Luminita Zaituc, die beim Hamburg-Marathon Ende April als erste Sieganwärterin gilt, wurden 1:14:08 gestoppt. “Schade, ich musste es schon früh abreißen lassen“, gestand Susanne Ritter, die fast eine Minute hinter der Rostockerin Dritte wurde, aber mit Victoria Willcox-Heidner der LG Braunschweig den Mannschaftstitel sicherte. Juniorensiegerin wurde wie schon in Schotten die Leipzigerin Romy Spitzmüller, die für den Herbst ihr Marathondebüt ankündigte.
Ein Unding war die Startfläche für die jugendlichen 10 km-Läufer. Bereits fünfzehn Meter nach der Startlinie bog die Streckenführung rechtwinklig ab. Gottlob gab es bei allem ungebremsten Eifer im Massenstartgetümmel keinen Sturz, ehe die Nachwuchsläufer für eine knappe halbe Stunde ins Niemandsland entschwanden. “Als Coach stand man auf fast verlorenem Posten“, kritisierte der Bonner Trainer Thomas Eickmann. Bleibt die Hoffnung auf die Titelkämpfe 2004, die auf einem 5 km-Rundkurs in Siegburg ausgetragen werden sollen. Der engagierte Bonner Coach Thomas Eickmann ist stets bekannt für seine kritischen Worte, er wird dann einmal mehr auf dem (Ausrichter-)Prüfstand stehen.
“Endlich hat es bei einer DM einmal geklappt“, freute sich Stefan Koch als Tagesschnellster über 10 km, der nach einer Schrecksekunde beim Start (“Ich hätte fast auf der Nase gelegen“) schon nach knapp zwei Kilometern das Heil in der Flucht suchte und mit 31:01 Minuten letztlich fast fünfzig Sekunden Vorsprung vor dem Zweitplatzierten Robert Patzschke hatte. Martel Zelalem wollte es ihm im separat gestarteten B-Jugendrennen gleich tun, musste dann aber auf seine Spurtstärke setzen, um nach einer Schwächephase letztlich noch zum hauchdünnen Sieg in 32:42 vor Christian Glattling zu kommen. Bei den Mädchen ließ Eva-Maria Stöwer nichts anbrennen und holte sich nach dem B-Jugend-Erfolg des Vorjahres diesmal den Meistertitel der A-Jugend, während sich bei den Klassenjüngeren Cornelia Schwennen gegen Lea Musekamp bis ins Ziel hinein für die Meisterschaft strecken musste.
Wilfried Raatz
Ergebnisse unter www.tsv-burghaslach.de
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