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Deutsche Langstreckler überzeugen beim Europacup
Die Arena Leipzig eröffnet der deutschen Leichtathletik neue Perspektiven
17.02.2003
Die deutsche Leichtathletik ist wieder konkurrenzfähig, wenn es bei sportpolitischen Entscheidungen zukünftig um die Vergabe internationaler Hallenmeisterschaften gehen wird. Mit der neuen Arena Leipzig verfügt sie zum ersten Mal über eine Halle mit sechs Rundbahnen, die Voraussetzung ist für die Bewerbung um Europa- oder Weltmeisterschaften in der Halle. Gut 4000 Zuschauer sorgten bei der Leichtathletik-Premiere in der Arena für ein ausverkauftes Haus. Und auch sportlich schlugen sich die Gastgeber achtbar. Bei der Premiere des Hallen-Europacups der besten Länderteams belegten die deutschen Mannschaften der Männer und Frauen jeweils den zweiten Platz. Die erstmals bei einem europäischen Wettbewerb ausgeschriebene Siegprämie von 50.000 Euro gewannen die spanischen Männer und das Frauen-Team Russlands.Ausgerechnet Olympiasieger Nils Schumann (Erfurt) avancierte zum Pechvogel in der deutschen Mannschaft. Der 800-m-Läufer setzt damit eine unglückliche Serie fort. Hatte er sich im Wintertraining in Kenia erkältungsbedingt nicht wie gewünscht auf die Saison vorbereiten können, verpasste er im Duell mit Rene Herms (Pirna) die Qualifikation für den Einzelstart beim Hallen-Europacup. Während Herms in überzeugender Manier gegen allerdings eher zweitklassige Konkurrenz über 800 m in 1:48,65 Minuten gewann, startete Schumann in der abschließenden Rundenstaffel als Schlussläufer über 800 m. Unglücklich verlor der Olympiasieger den Staffelstab, nachdem er selbst einen Gegner touchiert hatte. Mit der schwächsten Zeit kam das deutsche Team ins Ziel und dadurch um den Gesamtsieg. Nur ein Pünktchen, also ein Platz weiter vorne in der Staffel, fehlte zum Sieg.
Achtbar schlugen sich in Leipzig die beiden deutschen Langstreckler über 3000 m. In einem mutigen Rennen musste sich Jan Fitschen (Wattenscheid) in 8:00,59 Minuten lediglich dem Spanier Yousef El Nasri (8:00,28) geschlagen geben. Ebenfalls Platz zwei erlief über 3000 m Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg) in 8:56,33 Minuten. Hier gewann Galina Bogomolowa (Russland/8:55,41).
Als kompakter Zweieinhalb-Stunden-Wettbewerb mit Schwerpunkt auf den attraktiveren Laufstrecken hat dieser Hallen-Europacup durchaus Perspektiven. Er kann dazu beitragen, die Leichtathletik in der gesuchten, moderneren Form zu präsentieren. Dass viele Stars die Hallensaison generell auslassen und dann alle europäischen Nationen Probleme haben, ein in jeder Disziplin hochklassig besetztes Team zu stellen, wurde auch in Leipzig offensichtlich. Doch es konnte hier nicht um Rekorde gehen, sondern um die Spannung eines Teamwettbewerbes mit einer einfachen, übersichtlichen Punktwertung. Dieses Experiment ist gelungen, wenn es auch noch, was die Informationen der Zuschauer betrifft, verbesserungsfähig ist.
„Diese Veranstaltung hat Motivation geschaffen, mit dem Hallen-Europacup weiterzumachen und Leichtathletik in Leipzig zu präsentieren“, sagte Clemens Prokop, der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV). Und der Verband will sich offenbar mit Leipzig, wo am nächsten Wochenende die Deutschen Meisterschaften stattfinden, auch um den Europacup im nächsten Jahr bewerben. Europa- und Weltmeisterschaften sind in Leipzig ebenfalls denkbar, wenn mit Hilfe von Zusatztribünen die Zuschauerkapazität erhöht werden kann. „Mit dieser Halle werden wir uns sicherlich in Zukunft um internationale Meisterschaften bewerben“, kündigt DLV-Generalsekretär Frank Hensel an. Das Interesse seitens des internationalen Verbandes IAAF, in Deutschland Titelkämpfe zu veranstalten, ist offenbar vorhanden. Bei der Premiere in Leipzig saßen IAAF-Generalsekretär Istvan Gyulai und Vizepräsident Helmut Digel auf der Tribüne. Sogar IAAF-Präsident Lamine Diack wollte kommen, musste aber krankheitsbedingt kurzfristig absagen. „Leipzig ist eine besondere Stadt für die Leichtathletik geworden. Es gibt in Europa nicht viele Hallen dieser Klasse. Für die IAAF ist das sehr interessant“, sagte Helmut Digel.
Jörg Wenig
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