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Tour de France an der Kantstraße
Robert Stefko und Madina Biktagirowa gewinnen die 20. Auflage der 25 km von Berlin mit
03.05.2000
Trotz afrikanischer Temperaturen, gewannen zwei Europäer die 20. Auflage der 25 km von Berlin. Roberto Stefko (Slowenien) und Madina Biktagirowa (Russland) beendeten am Sonntag die Siegserie der Afrikaner bei diesem Traditionslauf. Bei den Männern hatte zuletzt mit Rainer Wachenbrunner (1992) ein Nicht-Afrikaner gewonnen, bei den Frauen triumphierten in den letzten drei Jahren jeweils Kenianerinnen. Dieses Mal blieben für die Kenianer nur zweite Plätze: Benson Lokorwa (1:16:21) und Mary Ptikany (1:29:29), die aus der Gruppe von Volker Wagner kommen und deswegen im Trikot der LG Nike Berlin liefen, erreichten das Ziel im Olympiastadion mit deutlichem Rückstand. Nach einem taktischen Rennen hatte Stefko in 1:15:31 Stunden gewonnen, Biktagirowa erreichte mit 1:26:01 angesichts der Hitze ebenfalls eine gute Zeit. Einhellig gelobt wurde der neue Kurs der 25 km von Berlin, der nicht nur interessanter und schneller ist, sondern auch mehr Zuschauer an den Straßenrand lockte. 4625 Läufer und 720 Inline-Skater aus über 40 Nationen beteiligten sich an der Veranstaltung."Und wo ist der Franzose", fragte Patrick bei Kilometer 19, als die Spitzengruppe der 25 km von Berlin an ihm vorbeigelaufen war. Patrick Mattei ist der Wirt des bretonischen Restaurants Ty Breizh. Vor seiner nicht ganz gewöhnlichen französischen Gaststätte hatte er am Sonntag ein paar Tische und Stühle an den Straßenrand geräumt, die Trikolore über den Gehweg gespannt und die Straße so lange mit der Marseillaise beschallt, bis eben jener Franzose sein Lokal erreicht hatte - Tour de France an der Kantstraße. Die Nationalhymne musste allerdings mehrere Male hintereinander aufgelegt werden, denn Bertrand Itsweire hatte zu diesem Zeitpunkt schon einen erheblichen Rückstand zur Führungsgruppe. Doch das war auch nicht anders zu erwarten. Denn die besten Zeiten des Franzosen liegen schon einige Jahre zurück. 1988 hatte er die 25 km de Berlin, die damals noch von den französischen Alliierten organisiert wurden, in 1:16:11 Stunden gewonnen.
Der Kilometer 19 war aber nicht nur aufgrund der französischen Untermalung interessant. Denn hier fiel auch die Vorentscheidung im Männerrennen. Nachdem zuvor unter anderen die Mitfavoriten Dmitri Kapitonow (Russland) und Laban Chege (Kenia) den Kontakt zur Führungsgruppe verloren hatten, setzte sich Robert Stefko auf der Kantstraße ab. Lediglich Benson Lokorwa konnte dem Tempo des Slowaken halbwegs folgen, ohne ihm dabei allerdings gefährlich werden zu können. Zum zweiten Mal nach 1997 belegte der Kenianer Rang zwei bei den 25 km von Berlin, und erst vier Wochen zuvor war er auch Zweiter beim BERLINER HALBMARATHON. Selbst ihm als Afrikaner war es am Sonntag zu warm für einen derart langen Wettkampf. "Ich bin auch kein Hitzeläufer, deswegen habe ich mich lange Zeit zurückgehalten. Eigentlich wollte ich mindestens eine Minute schneller laufen", erklärte Robert Stefko, der bereits für den olympischen Marathon qualifiziert ist. In Berlin verdiente sich der 31-Jährige mit Sieg- und Zeitprämien insgesamt 5500 DM.
Noch 500 Mark mehr erlief sich Madina Biktagirowa, was mit den unterschiedlichen Zeitprämien zusammenhängt. Sie hatte es zudem allerdings weitaus schwerer als der Slowake, da die Russin rund 18 Kilometer alleine laufend absolvierte. "Bei sieben Kilometern war mir das Tempo zu langsam", erklärte die 35-jährige, die an dieser Stelle die spätere drittplatzierte, erst 17-jährige Taussi Jumangaa (Tansania) hinter sich ließ. Für Biktagirowa war es ein gelungenes Comeback nach einer Babypause. Und die 1997 zweitplatzierte beim BERLIN-MARATHON hofft, mit ihrem Berliner Resultat noch für den olympischen Marathon nominiert zu werden.
Beste Deutsche Läufer waren Jens Karraß auf Rang zwölf in 1:24:22 und Rosemarie Kössler (beide SCC), die sogar auf Rang vier lief. Dies war mit einer Zeit von 1:37:25 Stunden allerdings nur möglich, weil das Rennen im Bereich unmittelbar nach der Spitze schwach besetzt war. Dies empfand auch Bertrand Itsweire so, der als Zehnter in 1:21:42 das Gros der Strecke alleine laufen musste anstatt in einer leistungsfördernden Gruppe. "Aber ansonsten gibt es kaum Unterschiede zu dem Rennen vor zwölf Jahren", sagte der Franzose, dem das Geschehen bei Kilometer 19 auf jeden Fall in Erinnerung bleiben wird.
Ergebnisse:
Männer: 1. Stefko (Svk) 1:15:31, 2. Lokorwa (Ken) 1:16:21, 3. Hussein (Tan) 1:16:37, 4. James Tanui (Ken) 1:16:48, 5. Naali (Tan) 1:17:03, 6. Dobrzynski (Pol) 1:17:15, 7. Chege (Ken) 1:18:17, 8. Kapitonow (Rus) 1:19:07, 9. Christopher Kandie (Ken) 1:19:52, 10. Itsweire (Fra) 1:21:42, 11. Kiplimo (Ken) 1:23:18, 12. Karraß (SCC Berlin) 1:24:22. Zwischenzeiten: 5 km - 14:55, 10 km - 30:26, 15 km - 45:52, 20 km - 1:00:40, Halbmarathon - 1:03:59.
Frauen: 1. Biktagirowa (Rus) 1:26:01, 2. Ptikany (Ken) 1:29:29, 3. Jumangaa (Tan) 1:30:40, 4. Kössler (SCC Berlin) 1:37:25, 5. Jarosz (Pol) 1:39:22. Zwischenzeiten: 10 km - 34:03, Halbmarathon - 1:12:45.
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