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Die Laufsaison 2000 in Berlin
DIE KOLUMNE ZUM MITTWOCH
29.03.2000
Am Sonntag, dem 2. April 2000 beginnt mit einem Paukenschlag die Laufsaison in Berlin. Paukenschlag insofern, als das der 20. BERLINER HALBMARATHON, als der Laufklassiker in Berlin, endlich die Teilnehmerzahlen erreicht, die der SCC schon seit Jahren anstrebt. Beim BERLIN-MARATHON sind die Teilnehmerzahlen in einem Atemzug zu nennen mit den grössten Läufen in der Welt. Bei der Teilnahme über die Distanz der Halbmarathonstrecke verhalten sich die deutschen Läufer und Läuferinnen noch sehr reserviert, dabei sind Läufe im Ausland (Schweden, England, Holland Portugal, Italien) über die 21.0975 km mit weit über 20.000 Teilnehmern schon fast die Regel. In Berlin scheint aber inzwischen die Laufeuphorie ausgebrochen zu sein. Man merkt es an vielen trainierenden Läufern und Läuferinnen in den Strassen, Parks und Wäldern oder bei den Trainingsgruppen, die plötzlich immer mehr Teilnehmer haben. Eine kleine Sensation für die Insider war zum Beispiel der 2. Kongresslauf, den der SCC für den 24. Krebskongress am 22. März auf einer 5 km Runde im Grunewald ausrichtete. Waren es 1998 knapp 100 Läufer, die bei diesem FUN-RUN für eine Spende für den Krebskongress liefen, so standen nun weit über 1.000 Teilnehmer an der Startlinie. Von Jens Karraß, dem ehemaligen Deutschen Meister über 10.000 m bis zum 90-jährigen Siegfried Eifrig vom SCC reichte die Palette der Walker und Jogger, die sich für die gute Sache engagierten. Über 7.000 Teilnehmer werden beim 20. BERLINER HALBMARATHON an der Startlinie in der Karl-Marx-Allee/Ecke Grunerstrasse am Start stehen. Zum ersten Mal sind es weit über 5.000 Läufer, damit ist eine Schallmauer durchbrochen, für den grössten deutschen Lauf über die Halbmarathondistanz hat eine neue Ära begonnen. Gleichermaßen erstaunlich ist die Steigerung bei den Skatern, es werden über 1.000 Skater durch die Stadt flitzen, das Fünffache des Vorjahres! Aber auch die Jugend zieht mit, durch das Landesschulamt werden über 1.000 Läufer beim 4 km FUN-RUN "Rund um das Berliner Rathaus" sich langfristig auf den MINI-MARATHON im Herbst einstellen. Neu ist bei dieser Strecke auch die Einführung des Chips. Die Belastung der Polizei von Berlin ist durch eine derartige Veranstaltung natürlich gewaltig, auch besonders durch die schnellen Skater, die ja mit knapp 40 km/h an den Zuschauern vorbeiflitzen und natürlich damit nicht ungefährlich für Unvorsichtige an und auf der Strasse sind. Inzwischen sind aber die Läufer, Skater, Power-Walker, Rollstuhlfahrer und Skater für die Polizei auf den öffentlichen Strassen kein "rotes Tuch" mehr, sondern ebenso steuernzahlende Bürger , wie die Autofahrer. Deswegen gibt es auch fast keine Reibungspunkte mehr zwischen Polizei, Veranstalter und Teilnehmern des Laufes - nur Autofahrer müssen für eine kurze Zeit den fahrenden Untersatz entweder stehen lassen oder in eine andere Richtung steuern. Viele andere Bürger freuen sich, dass die Luft endlich sauberer ist - wenn auch nur für kurze Zeit - und es in der Stadt ruhiger ist, wenn kein Auto fährt. Gibt es mit der Polizei bei den Läufen des SCC inzwischen eine ausgesprochenes kollegiales Verhältnis, so wundert sich der Zeitgenosse, wie sich die Berliner Forstbehörden gegenüber Läufern im Walde aufführen. Beim Kongresslauf am 22.3.2000 flatterte dem SCC plötzlich eine Rechnung über DM 1.000,- auf den Tisch, für jeden Teilnehmer am Lauf sollte DM 1,-- "Eintrittsgeld" gezahlt werden. Durch die Hilfe des LSB und über die Senatsverwaltung zurückgepfiffen, zogen die Berliner Forsten die Rechnung zurück. Allerdings nicht ohne im Nachsatz anzudrohen: "Um zukünftig in den Wäldern die entstandenen Schäden und Verunreinigungen durch die hohen Teilnehmerzahlen beseitigen zu können, ... werden wir anstreben durch Hinterlegung einer Bürgschaft bis zur Beseitigung evtl. Schadensansprüche oder ein direktes Entgelt dafür ggf. sogar ein Verbot von Großveran-staltungen" ... ins Auge zu fassen!. Waren es vor Jahren noch Argumente der Forstbehörden gegen Läufer im Wald, wie "Bodenverdichtung durch das Aufprallen der Laufschuhe auf dem Boden" und "Verdrängungswettbe-werb", da die Läufer die Spaziergänger auf andere Wege verdrängen, so sind es jetzt plötzlich "Schäden und Verunreinigungen", die herhalten müssen, um zu verbieten oder zu kassieren. Wie diese Drohungen der Waldbehörde in Zusammenhang zu bringen sind mit dem "Tag des Waldes am 21.3.2000" ist nicht leicht zu verstehen. In Berlin hieß das Motto:" Menschen im Wald", wobei auch an Sportarten wie Reiten, Radfahren, Joggen und Wandern gedacht war. Diese Thematik war bundesweit einheitlich, nur bei den Berliner Forsten ist sie vielleicht nicht angekommen, das Feindbild sind Läufer bei Veranstaltungen. Diese verursachten nachweislich bei Läufen des SCC weder Verun-reinigungen, noch Schäden.. Es sollte nicht unerwähnt bleiben, daß der SCC seine Waldstrecken sauberer verlässt, als er sie vorfindet, da jeweils alles aufgesammelt wird, was an der Strecke liegt! Das sind einmal Eindrücke eines Veranstalters zu Beginn des Laufjahres, einerseits ein grosser Optimismus im Hinblick auf die Attraktivität für die Zukunft der angebotenen Läufe im Jahresverlauf andererseits der grosse Frust, der sich auftut, wenn die Berliner Verwaltung, zumindest die eine hier erwähnte, zuschlägt, ohne mit den handelnden Personen, Vereinen oder den Bürgern zu sprechen - oder auch nur einen Ansatz für ein Entgegenkommen zu zeigenEs sei nur noch darauf hingewiesen, dass der SCC noch weitere "Pfeile im Laufköcher" hat, ein weiterer Laufknüller wird der 17. AVON-Frauenlauf am 27. Mai 2000 sein und dann sicherlich gleich bei der Premiere, die 5 x 5 km TEAM-Staffel im Tiergarten. Hier kann es nur heissen: Schnell anmelden und den Startplatz sichern, denn hier gibt es eine Limitierung!
Horst Milde
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